17.06.16 Heinrich-Böll-Stiftung NRW zeichnet Flüchtlingsmusical von music4everybody! aus

Wenn aus Fremden Freunde werden

Ein Kulturprojekt der besonderen Art ist am Freitag mit dem „Heinrich“, dem Ideen- und Initiativpreis der Heinrich-Böll-Stiftung NRW, ausgezeichnet worden: „Zwischen den Welten“ heißt das Musical, das junge, oft unbegleitete Flüchtlinge und deutsche Schüler gemeinsam erarbeitet und auf die Bühne gebracht haben.

Seit 2004 zeichnet die Heinrich Böll Stiftung NRW mit ihrem Ideenpreis „Der Heinrich“ Projekte aus, die im Rahmen zivilgesellschaftlichen Engagements Außerordentliches geleistet haben und – so steht es auf der Internetseite der Stiftung – „Müde und Zweifelnde zum Nachmachen ermuntern“. In diesem Jahr, so erläuterte Juror Reiner Daams, habe die Jury „nach besonderen Projekten gesucht, die sich mit dem Mittel der künstlerischen Arbeit der Herausforderung stellen, die viel beschriebene Willkommenskultur in Nordrhein-Westfalen Wirklichkeit werden zu lassen.“ Am Freitag wurde der diesjährige „Heinrich“ nun im Düsseldorfer „Malkasten“ im Rahmen einer Feierstunde anlässlich des 25-jährigen Bestehens der den Grünen nahestehenden Stiftung an das Köln-Frechener Musicalprojekt „Zwischen den Welten“ vergeben.

Ziel des ebenso innovativen wie erfolgreichen Projekts war und ist es, jungen, unbegleiteten Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern: Um die deutsche Sprache und Kultur schnell und intensiv kennenzulernen, erarbeiteten 30 Jugendliche – Flüchtlinge und gleichaltrige deutsche Paten – gemeinsam ein Musical, das sich künstlerisch mit ihrer Situation „Zwischen den Welten“ – fern der Heimat, in der Fremde noch nicht heimisch – auseinandersetzt. Die Ausländerbehörde der Stadt Köln hat das Projekt initiiert, der in Frechen bei Köln ansässige, gemeinnützige Verein music4everybody! entwickelte das Konzept und übernahm die künstlerische Leitung. Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner war der Deutsche Familienverband NRW, der für die Flüchtlinge Deutschkurse organisierte, sie sozialpädagogisch begleitete und auf dem Weg in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gezielt unterstützte und förderte. Die Premiere des Stücks, die Ende Januar im VHS-Saal des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums stattfand, war ein voller Erfolg. Ein Wuppertaler Unternehmer war so beeindruckt, dass er gemeinsam mit weiteren Sponsoren ein Anschlussprojekt in Wuppertal ermöglichte. Die Proben – diesmal mit rund 80 Teilnehmern – haben bereits begonnen.

Bei der Preisverleihung zog Juror Reiner Daams, Referatsleiter im Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, in seiner Laudatio eine rundum positive Bilanz: „Junge geflüchtete Menschen haben in Deutschland neue Freundschaften mit deutschen Jugendlichen geschlossen – und umgekehrt!“ Die Initiatoren, insbesondere der Verein music4everybody!, habe „Sprachlosen die Sprache zurückgegeben, aus Fremden Freunde werden lassen und aus ihrer Heimat Vertriebenen eine neue Heimat gegeben. Das ist es, was mit Integration gemeint sein muss: Die Menschen, die zu uns kommen, in unserer Mitte willkommen zu heißen und in dieser neuen Gemeinschaft gemeinsam Neues zu schaffen.“ Wie sehr sich die Flüchtlinge willkommen und angenommen fühlten, machte Stephi Siebert, künstlerische Leiterin des Projekts, in ihrer Danksagung deutlich: „Am Ende der Probenzeit haben einige der Teilnehmer ‚Mama Stephi‘ zu mir gesagt.“

Die Teilnehmer des Musicalprojekts „Zwischen den Welten“ sind auch nach dem Ende des Projekts in Kontakt geblieben. Bei der Preisverleihung präsentierten sie jetzt einen neuen Song, den sie gemeinsam erarbeitet und einstudiert hatten.

Gruppenbild mit „Heinrich“: Iris Witt, die Geschäftsführerin der Heinrich Böll Stiftung NRW (li.) . und Jurymitglied Reiner Daams (3.v.l.) gratulieren den jugendlichen Musicaldarstellern sowie Stephi Siebert (re.) und ihren Vorstandskollegen vom Verein music4everybody! zur Verleihung des diesjährigen Ideen- und Innovationspreises der Stiftung.

Gruppenbild mit „Heinrich“: Iris Witt, die Geschäftsführerin der Heinrich Böll Stiftung NRW (li.) . und Jurymitglied Reiner Daams (3.v.l.) gratulieren den jugendlichen Musicaldarstellern sowie Stephi Siebert (re.) und ihren Vorstandskollegen vom Verein music4everybody! zur Verleihung des diesjährigen Ideen- und Innovationspreises der Stiftung.

 

Laudatio Reiner Daams